Louis Kervran

Krabben


Wie Schalentiere ihre Schalen bilden, ist auch ein Geheimnis. Gemeinhin sagt man, das Tier "binde" das im Meer enthaltene Calcium, doch dies ist wieder eine unbewiesene Behauptung.

Meine Enkelkinder brachten mir eines Tages eine Krabbe, die sich gerade gehäutet hatte. Sie war eine einzige weiche Masse. Damit sie am Leben blieb, setzten wir sie in eine Höhle, die eine geringe Menge Meerwasser enthielt. Am nächsten Tag hatte sie bereits eine festere Schale, und noch einen Tag später war die Schalen- bzw. Panzerbildung abgeschlossen. Innerhalb von rund 30 Stunden bildet die Krabbe eine Schale von etwa 17 mal 10 Zentimeter, die 350 Gramm schwer ist. Der Calciumgehalt des Meerwassers ist sehr gering. Im Durchschnitt beträgt er 0,042 %. Während die Krabbe ihre Schale neu bildet, ist sie den anderen Meerestieren schutzlos ausgesetzt und leicht verletzlich, so daß sie sich versteckt und nicht auf Jagd geht.

Eine Untersuchung der Krabbe ergab, daß sie vor der Häutung lediglich in Ihrer Mitteldarmdrüse (Hepatopankreas) eine kleine Menge Kalk (Calciumcarbonat) speichert, daß aber die Schale vierzigmal soviel Kalk enthält. Wie erklärt man das?

Wie wir bereits sahen, können das Magnesium und Kalium aus dem Meerwasser (0,5 % Magnesiumsalze und 0,05 % Kaliumsalze) in Calcium umgewandelt werden, und vor allem aus diesem Calcium baut sich die Krabbe ihre Schale.

Im Meereslaboratorium von Roscoff setzte man einen Panzerkrebs in ein Meerwasserbecken, aus dem man zuvor das Calcium ausgefällt hatte. Das Tier bildete trotzdem einen Panzer.

Die chemische Analyse von Tieren, die ihre Schale aus Drüsen absondern, ergab, daß sich der Kalk an der Außenseite einer Membran bildet, obgleich sich an der Innenseite derselben Membran, von wo die Substanz nachgeliefert wird, kein Kalk befindet. Die Experten waren ratlos, als sie das herausfanden.

Selbstverständlich werden Forscher, die auf diesem Gebiet tätig sind, von anderen Forschern kritisiert; das ist ganz natürlich. Doch wer neue Gedanken vorträgt, hat nicht immer unrecht. Nichts ist vollkommen, denn Vollkommenheit ist dem Menschen nicht möglich, und immer wird jemand etwas zu kritisieren finden; daraus entsteht der Fortschritt. Darum will ich auch nicht behaupten, die von mir bisher eingesetzten Methoden seien vollkommen. Ich messe aber Ergebnissen einen Wert zu, wenn sie eine relative Aussage im Vergleich zu anderen Ergebnissen enthalten, die mit derselben Methode erzielt wurden.

Die Forschungsergebnisse anderer Autoren akzeptiere ich, soweit sie einwandfrei belegt sind. Mit diesen Forschungen zeigen Chemiker und Biologen, daß Lavoisiers Gesetz der Unveränderlichkeit der Materie bei lebenden Organismen nicht immer gilt. Die Tatsache, daß Doktorarbeiten auf diesem Gebiet angenommen wurden, zeigt uns, daß unsere Schlußfolgerungen in der Biologie bereits allmählich offiziell anerkannt werden.

aus: C. L. Kervran: Biologische Transmutationen, Kap. 8
 


"Fakten verschwinden nicht, wenn man sie ignoriert." - Aldous Huxley (1927)